Dan Casriel (†1983), Psychiater und Analytiker, begründete die Bonding-Psychotherapie. Er entwickelte ein therapeutisches Konzept aufgrund eines Auftrags des Staates New York für die Arbeit mit Drogenabhängigen in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In Deutschland wurde er in den 70er Jahren bekannt durch die Zusammenarbeit mit dem damaligen Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb, Dr. Walther Lechler (†2013). Von Bad Herrenalb, Deutschland, aus verbreitete sich die Methode. Seit dieser Zeit arbeiten mehrere psychosomatischen Kliniken sowie niedergelassene Psychotherapeuten in Deutschland, Europa und in den USA mit dieser Methode.
Casriel schrieb 1972 das Buch Wiederentdeckung des Gefühls. Zielgruppe war neben Fachleuten vor allem das breite Publikum. Wie der Originaltitel A Scream Away from Happiness (dt. ‚Einen Schrei vom Glück entfernt‘) sagt, sollen Gefühle Ausdruck finden, viele Menschen in der Vergangenheit nicht zulassen konnten, und die bei der vergangenen
Situation gemachten negativen Erfahrungen die Menschen am Glücklichsein hindern. Das herausgeschriene alte oder akute Unglück soll nach Casriel der erste Schritt zur Überwindung dessen sein, was dem persönlichen Glück im Wege stehe. Er bezeichnete diesen Prozess als Prozess zur Herausbildung der wahren Identität (N.I.D.), womit er ausdrücken wollte, dass die im Kind durch Frustrationen entwickelten negativen Einstellungen diesem eine Identität aufgezwungen haben, mit welcher der Mensch auch im Erwachsenenalter nicht glücklich werden könne. Das Ausdrücken und Ausagieren dieser alten Gefühle im geschützten Raum durch Schreien o. ä., verbunden mit der Erkenntnis der Fehleinstellung und Austauschen derselben durch neue positive Einstellungen, ist Gegenstand des N.I.D. Die Forschungsergebnisse Casriels aus dem letzten Jahrzehnt seines Wirkens fehlen in dem Buch Wiederentdeckung des Gefühls. Das unfertige Manuskript, in dem diese festgehalten sind, ist noch nicht zum Druck freigegeben