Am 29. August 2016 verstarb Dr. med Konrad Stauss
Die Kolleginnen und Kollegen des Netzwerkes Dan-Casriel-Institut trauern um einen der Pioniere in der Bonding-Psychotherapie.
Am 29.8.2016 verstarb unerwartet Dr. med. Konrad Stauss, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Psychiatrie, Facharzt für Neurologie und Rehabilitationswesen.
Während seines Aufenthaltes in Spanien, wo er und seine Ehefrau Ulla Stauss ihren zweiten Wohnsitz haben, erlag er einem plötzlichen Herzleiden. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ulla Stauss, seiner Tochter, seinen Verwandten und Freunden. Wir wünschen ihnen die Unterstützung, die es braucht, nach diesem plötzlichen Tod in Ruhe Abschied nehmen zu können.
35 Jahre wirkte Dr. Stauss als Begründer und ärztlicher Direktor der Fachklinik für psychosomatische Medizin in Bad Grönenbach. Sein Streben war immer, sich mit der Psychotherapieforschung zu befassen, zu lehren, Kollegen*innen im Fachaustausch und in Fortbildungen zur Selbstreflektion, zum Weiterzudenken, zum Fortschreiten und zur Öffnung für ergänzende Strömungen zu inspirieren.
Dr. Stauss (Konni) war seit den 60 Jahren eng befreundet und in einem ständigen befruchtenden Fachaustausch mit den Begründern des Dan-Casriel-Instituts Dr. Ingo und Adelheid Gerstenberg.
Konni liebte es, am großen Küchentisch des DCI Diskussionen anzuregen, Meinungen und Erfahrungen zu hören, Fragen zu stellen, herauszufordern. Diese Tradition setzte er mit vielen Therapeuten des DCI weiter fort. Er ermutigte uns, unsere Bemühungen, die Bonding-Psychotherapie mit neueren Ansätzen anderer Psychotherapien, insbesondere der Traumatherapie zu verknüpfen, eigene Artikel zu schreiben und unsere Erkenntnisse der europäischen Bonding-Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.
Er selbst schrieb viele Jahre mit Herzblut und klarem kritischen Verstand an
dem Grundlagenwerk „ Bonding Psychotherapie, Grundlagen und Methoden“, welches bereits 2006 erschien und von der Internationalen Bonding-Gesellschaft als Theorie der Bonding-Psychotherapie anerkannt wurde.
Er initiierte in unseren Kreisen eine Fachfortbildung, die die Bonding-Psychotherapie mit moderner Bindungsdiagnostik verknüpfte. Aus dieser Fortbildung entstanden weiterführende Intervisionsgruppen.
Viele von uns haben Konni Stauss als einen inspirierenden respektvollen Kollegen und Mentor mit kritischem Blick kennengelernt. Er hatte keine Scheu, sich für seinen wissenschaftsgeleiteten Therapieansatz und sein Menschenbild in der Bonding-Psychotherapie unermüdlich und hartnäckig einzusetzen. Die Bonding-Psychotherapie war ihm wertvoll. Er ließ sich jedoch nicht verführen, sie zu idealisieren, sondern betrachtete sie nüchtern wie auch warmherzig mit ihren Möglichkeiten und Grenzen.
Konni vertraute einer verbindenden spirituellen Kraft, die größer ist als der Einzelne und bezog aus diesem Vertrauen Würde und Stärke. Sie wurde Grundlage für sein Lebenswerk, sich mit Versöhnung und Schuld auseinanderzusetzen. Er schrieb das Buch „Die heilende Kraft der Vergebung“, in welchem er einen „Sieben-Schritte-Weg“ beschrieb und lehrte, der den Prozess der Vergebung ermöglicht, wenn einem Menschen etwas angetan wurde. Folgerichtig entwickelte sich daraus das Thema des Umgangs mit der eigenen Schuld, wo der Mensch sich mit seinen eigenen Verfehlungen auseinandersetzen kann. Sein drittes Buch lautet „ Selbstvergebung durch Schuldkompetenz“.
Wir sind dankbar für die Bereicherung und die Menschlichkeit, die wir mit Konni erfahren durften und sind ihm weiterhin fachlich und menschlich verbunden. Wir werden ihn vermissen und im Herzen bewahren.
Persönliche Nachrufe
Adelheid Gerstenberg – Claudia Johais – Martin Johais