Wolfgang Nitzler geboren 29.01.1948 - gestorben 28.07.2021
Wolfgang Nitzler wurde als Ältester von drei Kindern 1948 geboren. Die innere Not seiner Eltern, bedingt durch den Krieg, die Flucht aus Ostpreußen, die Armut und die Erfahrung des Nicht-Willkommen-Seins in den ersten Nachkriegsjahren und ihre Sorge um den Wiederaufbau einer materiell gesicherten Existenz in den Jahren danach haben ihn geprägt.
Nach dem Abitur studierte er Psychologie und war inspiriert durch die 68er Studentenbewegung. So entwickelten sich zwei starke Strömungen in ihm: Durch sein Wirken dazu beizutragen, dass jedes Kind „ein Recht auf ein kleines Stückchen Glück hat.“ So wurde er Heimleiter in Boppard, um die „Institution Heim“ menschlicher und kindbezogener zu gestalten. Er war innovativ tätig, schuf neue Formen und Möglichkeiten zum Schutz und zur Förderung seiner Heimkinder.
Von 1999 bis 2015 hat er als Psychotherapeut in eigener Praxis und als zertifizierter Bondingpsychotherapeut kontinuierlich im Dan Casriel Institut in Hadamar gearbeitet.
Ingo Gerstenberg +2004 hatte ihn als Mensch, als Therapeuten und Kollegen sehr geschätzt! Eltern und Kindern von Familien, die zu zerbrechen drohten als auch Erwachsenen aus gescheiterten und verletzten Bindungen hat er in unermüdlichem Einsatz geholfen, wieder Vertrauen in sich und in mitmenschliche Nähe und ins Leben zu finden. Bis zu seinem Tod lag ihm seine Männergruppe, die er jahrelang väterlich geleitet hat, am Herzen.
Die andere Strömung, die ihn bis zum Lebensende bewegt hat, war sein gesellschaftspolitisches Engagement. Er wollte mithelfen, das Leben von Menschen, die aus schwächeren Gesellschaftsschichten kommen, zu verbessern und darüber hinaus seinen Teil zur Versöhnung verfeindeter Gruppen beizutragen; aus einer inneren Notwendigkeit heraus, unabhängig vom sichtbaren Erfolg.
In seinem privaten Leben hat Wolfgang seine große Liebe gefunden, seine Frau Mary. Diese Liebe hat ihn und auch sie 50 Jahre lang durch das Leben getragen, sie inspiriert und kreativ werden lassen. Diese Liebe war die Kraftquelle, ihre Erkrankungen zu ertragen. In diese Liebe gehört Tochter Miriam mit ihrer eigenen kleinen Familie. Wolfgang liebte sie über alles und tat, was in seiner Macht stand, um sie zu unterstützen. In ihrer Nähe findet er nun seine letzte Ruhe. Zu Wolfgang gehörten neben seiner Familie, seinem beruflichen und politischen Engagement auch vielfältige Begabungen. Er war Musiker, spielte Gitarre, sang, dichtete Liedtexte, komponierte kleine Gesangsstücke. Heimlich und mit einem Augenzwinkern nannte er sich „den fünften Beatle“! Er hatte Humor, erfasste Situationskomik, liebte Scherze und das Spiel. Seine Augen leuchteten, wenn er beim Kniffeln gewinnen konnte! Von daher rührt seine große Einfühlungsfähigkeit in seiner „Inneren-Kind-Arbeit“! Für seine KlientInnen produzierte er eine beliebte CD für die Arbeit mit dem inneren Kind.
Er war auch ein Schreibender, der Freude daran hatte, vielfältige Texte unterschiedlicher Art zu erstellen.
Vor allem war Wolfgang ein spiritueller Mensch, inspiriert durch die großen Seelen der alten Indianer und das „Vater Unser“, um dessen inneres Verständnis er Zeit seines Lebens gerungen hat. Das Vertrauen zu seinem himmlischen Vater hat ihn durch seine Krankheiten und durch die schweren Zeiten seines Lebens getragen.
Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Klienten und Klientinnen, die Ihr eure ganz persönlichen Erfahrungen mit Wolfgang gemacht habt, ihn kennengelernt habt mit seinen Licht - und Schattenseiten:
Wolfgang war ein besonderer Mensch mit einer großen Seele, die seine kleinen Schwächen bei Weitem übertrifft!
Boppard, im August 2021,
Monika Zollmann-Ziolko und Adelheid Gerstenberg